er ist doch erst 3!
heute war ich mit unserem sohnemann zu fuß unterwegs. also ich habe den leeren kinderwagen geschoben und er ist mit seinem laufrad gefahren. wir hatten bereits die beträchtliche strecke von 150 bis 200 metern zurückgelegt, als er zu jammern anfing: „papa, ich kann nicht mehr. ich will in den kinderwagen.„
er soll aber nicht faul sein.
er soll sich bewegen.
nun hatte ich aber meine zeitmaschine nicht dabei, denn erst später am abend sollte ich im radio hören, dass es für situationen wie diese eine lösung geben wird. später mehr. zunächst musste ich mir also anders helfen.
da fiel mir eine vermutlich längst überholte aber möglicherweise dennoch probate methode ein: singen. vor dem singen kommt das reimen. weitere 200 meter hatte ich es dann und konnte ihn begeistern. unser lied ging so:
ich traf einmal ein mädchen / das war ganz wunderbar
sie hatte grüne augen / und rabenschwarze haar
ich schenkte ihr ein lächeln / und einen zungenkuss
das ging ihr viel zu flotti / und schon war wieder schluss
[ am 23.02.08 hinzugefügt: der gesamte text ]
nach unzähligen wiederholungen hatten wir unser ziel erreicht. der kurze immer noch auf dem laufrad. geschätzte 2 kilometer. und er hatte spaß.
das muss so nicht sein.
denn – wie gesagt – später im radio, während unser sohnemann mir freiwillig beim reinigen unseres bades half, hörte ich von einer anderen lösung. (seine hilfe besteht übrigens darin, möglichst viel wasser über den gesamten boden zu verteilen und darin herumzuplantschen.)
was ist los mit euch da oben?
dreht ihr jetzt völlig durch?
da debattieren deutsche politiker plötzlich über die errichtung von bootcamps in deutschland. um der jugendkriminalität herr zu werden. haben die den selben stoff geraucht, wie george w. bush?
pädagogische erziehungseinrichtungen?! darf ich denn wenigstens davon ausgehen, dass die zukünftigen drillofficers aufseher aufpasser mit ihren zu züchtigenden genauso kreativ umspringen, wie es gut ausgebildete soldaten und soldatinnen in abu-ghuraib getan haben? das wär‘ doch mal was.
die angst vor der dunkelheit und vor gespenstern
die totale sinnlosigkeit wird übrigens erst beim zweiten hindenken klar. klipp und klar: denn in wenigen monaten werden unsere obersten doch sowieso alles über unsere jugendlichen wissen. über die jugendlichen, die den ganzen tag nichts besseres zu tun haben, als mit hilfe von sinnfreien ballerspielen ihr nächstes schoolshooting zu trainieren. mehr jugendliche haben wir ja nicht.
denn unsere jugendlichen sitzen nunmal den ganzen tag vor dem bildschirm, hinter dem sich bis vor kurzem lediglich ein wenig elektronik verbarg. auch damit ist es vorbei. denn hinter dem bildschirm lauern jetzt paranoide nichtswisser und angsterfüllte profilneurotiker. und mit ihrer angst möchten sie ja nicht allein bleiben. also füttern wir eltern und den rest vom fest einfach auch mit ebendieser angst.
wenn mein sohn, der heute erst 3 ist, irgendwann im bootcamp landet, weil er von mir gelernt hat, wie er eure bescheuerten abhörmanöver abwehren kann, dann …
… habt ihr wiedereinmal den richtigen bestraft.
die jugendlichen sind eure kinder, ihr deppen.
Ein Kommentar
Schöner beitrag. so ähnlich habe ich auch gedacht. auch, wenn es nicht um bootcamps im amerikanischen sinn geht sondern eher um „jugenheim light“. habe das mal im fernsehen gesehen. das ist schon ganz okay. immer noch besser, als die stumpf in den knast zu stecken. dennoch hast du recht: die spinnen alle!