martin d. und die hühnerbrust

früher, also zeithinten, da war ich mal in der schule. und folgende geschichte passah so gegen mittelstufe, also in der 7. oder 8. klasse. oder so.

gestern, also im heute, war ich beim augenarzt und habe mich im wartezimmer kaputtgefreut, dass mir diese geschichte wieder in die erinnerung gestolpert ist.

meine augen waren damals noch ganz toll. aber trotzdem hat meine fürsorgliche mutter mich aus vorsorge mal mit zum augenarzt geschlürt. als ich den doktor mit mama wieder verlassen durfte, war alles tiptop in ordnung. bis auf meine augen: denn, das kennen viele von euch, weil des doktors rechte hand mir teufelstropfen in die augen gegeben hatte, waren meine pupillen groß wie der mond (das buchstabiert man m.o.n.d.). für die wissenschaft. für die gesundheit.

doch jede schokolade hat auch ihre nuss. und meine nuss hieß so: „lieber stefan, du kannst heute überhaupt garkeine schulaufgaben machen. selbst, wenn du wolltest. du kannst ja überhaupt nicht lesen, mit diesen pupillen.“ sprach der doktor. dass ich trotzdem recht gut lesen konnte, habe ich sicherheitshalber niemanden jemals verraten. ich wollte den weißkittel definitiv nicht in frage stellen oder schlimmer.

also: stefan machte keine hausaufgaben. tut garnicht weh.

am nächsten morgen in der schule war ich so stolz. denn ich hatte definitiv die beste begründung der weiten, weiten welt, keine hausaufgaben gemacht zu haben. und gut vorbereitet mit geschwellter hühnerbrust stellte ich mich vorne beim lehrerpult an. die anderen klassenkameraden hatten bereits eine schlange gebildet. mit ihren lapidaren schnupfen- und haustier-entschuldigungen. alles gelogen, schon tausendmal gehört und von anderen geklaut.

vor mir in der reihe stand mein damaliger freund martin d. der aus dem titel dieses eintrags und der, mit dem ich später noch bessere geschichten auf mofas erleben durfte. ins plaudern kamen wir nicht. vermutlich habe ich mich zu sehr auf meinen kurz bevorstehenden auftritt vor diesem dicken deutschlehrer, dessen namen ich vermutlich aus gutem grund vergessen habe, gefreut und konzentriert.

die schlange schmolz und ich rückte vor. vor mir dann nur noch martin. meine bereits erwähnte hühnerbrust schwoll an. (marcus m. hatte mir mal im freibad ebendieses geflügelorgan diagnostiziert. jahre später stellte sich heraus, dass er damit nur von seinem doppelt so hühnerigen rippenkonstrukt ablenken wollte.)

ich ahnte nicht, dass ich kurz davor stand, in das tiefste tiefloch gestürzt zu werden und von „stolz 100“ auf „jämmerlich 1000“ abzufallen um bei „glaubwürdig 0“ zu landen. doch es passah.

martin d. war dran und sagte zum lehrer: „ich war gestern mit meiner mutter beim augenarzt …“

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