brace, brace! safety position!

manchmal stürzen flugzeuge ab. und manchmal nicht. egal ob es passiert: irgendwo dazwischen kann es vorkommen, dass der kapitän oder andere unfischvergiftete aus dem cockpit plötzlich über lautsprecher bekanntgeben:

„brace, brace! safety position!“

wenn sie dann nicht wissen, was zu tun ist, haben sie wohl vor dem start des fliegers nicht aufgepasst, was die stewardessenflugbegleiterinnen ihnen unbedingt zeigenbeibringen wollten: nämlich, was sie zu tun haben, wenn sie sich plötzlich zwischen oben und vermutlich abgestürzt befinden und der kapitän oder jemand anderes unfischvergifteter ihnen genau das mitteilt, indem er ins mikrofon kreischt:

„brace, brace! safety position!“

und was tun?

wenn man wikipedia oder leo.org fragt, gibt es unzählige bedeutungen von brace. ich habe mich für abstützen entschieden.

als ob das so einfach wäre. das kommt darauf an, und zwar, ob sich die decke über ihnen auftut und es sauerstoffmasken regnet. oder eben auch nicht.

1. fall (mit sauerstoffmasken): legen sie sich sofort die ihnen zugehörige maske an und ziehen sie sie fest. die flugbegleiterinnen zeig(t)en ihnen ja, wie das geht. dann erst sind die kinder dran. so logisch wie das ist, so dramatisch hört es sich an. aber was hat ein abstürzendes kind in einem trudelnden airbus schon davon, mit sauerstoff versorgt zwischen seinen ohnmächtigen großeltern zu sitzen? haben sie die maske auf der nase und alle kinder vermaskt, dann heisst es: safety position. die hände und stirn bitte an die rücklehne des vordersitzes pressenlegen. dann kommt der schwierigste teil: warten.

2. fall (ohne sauerstoffmasken): dann ist es garnicht mehr so schwierig. sie machen genau das selbe wie im 1. fall, nur eben ohne masken. die rettende sitzhaltung ist sofort einzunehmen. sonst nichts. die leidige frage der priorisierung oder hintenanstellung von kindern fällt glücklicherweise aus.

ich aber, habe andere fragen.

diese fragen sind mir in den kopf gekommen, als ich vor wenigen tagen selbst opfer einer dieser schulungen durch flugbegleiterinnen war. auf dem flug nach lanzarote wurden die bildhübschen, von der potentiellen katastrophe so gut ablenkenden wesen allerdings ersetzt. und zwar von einem avatar, der uns aber einfach nicht so gut wie die lebendigen versionen beruhigen kann. auf den bildschirmen wurde ein computer generierter lehrfilm abgespielt. hätten sie lara croft oder yuna genommen, wäre ich ja zufrieden gewesen, aber die mir unbekannte dame war kaum mehr als die kleine schwester von max headroom.

meine fragen, meine damen und herren:

ich stelle mir eine szene vor, in der ein airbus (oder boeing oder sonstwas) so richtig ins schleudern kommt während er sich einige zig, hunderte oder tausende meter über normal null befindet. kurz nachdem „brace, brace! safety position!“ aus allen lautsprecherporen schallte, liegen viele hände und ungefähr halb soviele köpfe an den rückenlehnen ihrer vorsitzer. fangen wir mit einer leichten doppelfrage an:

„was machen die damen und herren in der ersten reihe? kriegen die jedesmal eine extra schulung?“

weiter geht es. alle sitzen so, wie der kapitän oder der andere unfischvergiftete es gerne hätte, und wir kommen zur zweiten, schon kniffligeren frage:

„warum?“

einiges nachdenken und rumfragen hat mir keine andere antwort in mein nicht unbegabtes hirn gespült, außer: dann läuft wenigstens niemand hysterisch herum und schreit andere an. und niemand sucht im eh schon sehr engen passagierbereich nach fallschirmen oder ähnlich absurden rettungsfantasien.

zuvor hatte ich mich aber von der wohl aberwitzigen idee freimachen müßen, dass die sitzhaltung beim aufprall ein wenig dafür sorgen soll, dass das stößchen auf den steiß nicht ganz so heftig ausfällt. oder die empfindlichen gesichter der passagierinnen mit weniger schwung auf den hochgeklappten tisch aufprallen.

meine antwort zum sinn der safety position: „sitze still und mecker nicht!“

kommen wir bitte nochmal auf die kinder zurück, die bzgl. der sauerstoffsituation zunächst benachteiligt schienen, was sich ja als sicherer irrtum herausstellte. egal ob mit oder ohne maske:

„wie sollen eigentlich die kinder sitzen?“

testcrash der nasa
testcrash der nasa

weder kopf noch hände werden wohl im regelunglücksfall an die vordersitzrückenlehne heranreichen. aber auf die idee mit dem fallschirm könnten die kinder genauso gut kommen. da bleibt nur noch die vermutung, dass die kinder wahrscheinlich sehr selten am gang sitzen, weil die ja (a) aus dem fenster kucken oder (b) zwischen mama und paparüdiger sitzen wollen. will sagen: die kommen da ja sowieso nicht raus, weil sie ja über zusammengeklappte eltern steigen müßten. egal wie sie selber gerade sitzen.

da bleibt trotzdem eine bittere erkenntnis: ich kenne so manche, die echte angst vorm fliegen haben und deren angst ihren höhepunkt erreicht, wenn flugbegleiterinnen oder avatare vermitteln, was zu tun ist, wenn das passiert, vom dem eigentlich alle wissen, dass es nicht passieren kann. außer es passiere ausnahmsweise mal heute, hier und jetzt. nun haben diese angstbesetzten seelen zumindest einen plan. die safety position. angst können aber auch kinder haben.

„haben sie schonmal im flieger gesehen oder gehört, wie eltern ihren evtl. verängstigten kindern erklärt haben, wie sie sich hinzusetzen hätten, wenn es losbracet?“

da tut sich eine lücke auf. eben diese, die mich inspirierte diese worte zu zeilen: weltweit bekommen kinder – egal ob mit oder ohne sauerstoffmaske – mehr als zuoft zu hören: „setz‘ dich richtig hin!“

nun aber, da es wirklich mal drauf ankommen könnte, sitzen die großen erwachsenen total bescheuert und sinnlos neben ihren kindern. und die haben keine ahnung, was das soll.

aber das ist vielleicht auch der trost.

6 Kommentare

  • sehr schön, bitte an eine uns bekannte airline weiterleiten!

  • habe ich eine bildungslücke, wenn ich nicht weiß was ein/eine unfischvergiftete/r ist?

  • Hi Nina,
    nicht wirklich. Pilot und Co-Pilot dürfen niemals das gleiche essen. Eben darum, wehe einer vergiftet sich ;-) So ist das Risiko minimiert, dass einer der beiden ausfällt.

  • Hi Cusco,

    das war früher mal. Diese Regelung wurde von den meisten Airlines abgeschafft, da das Essen besser kontrolliert wird.

    Beruhigend ist das zwar nicht, aber….

  • Cusco,
    mein Flug über Deine Zeilen hatte Verspätung.
    Dennoch, bzw jetzt erst recht: … Fantastisch!

  • Vielen Dank für das dicke Kompliment. Das ist bei mir prima und sicher gelandet.

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