Qualitätsjournalismus im Trend der Zeit – die Neue Westfälische zeigt, wie das geht
Ich bin ja nur ein Blogger, und selbst nicht einmal das so richtig. Ich mache das ohne Disziplin, ohne Plan und ohne Ziel und Strategie. Reine Lust. Kommata setze ich nach Gefühl.
Wenn ich fotografiere, dann nur mit meinem Smartphone, kein meterlanges Objektiv. Und viel zu wenig Millionen Pixel.
Auch das, was ich schreibe, kommt vielfach (nur) aus dem Bauch und ist dabei weniger die Quelle tagelanger Recherche, geschweige denn abenteuerlicher Reisen in die Fremde.
Die Qualitätsjournalisten nehmen mich deswegen nicht ernst. Ich bin ja nur ein Blogger.
Nur der Qualitätsjournalismus weiß, wie es geht
Vor 20 Jahren habe ich auf der A33 den Namen meiner Agentur erdacht. Wie es dazu kam, ist eine andere Geschichte, und sie ist viel zu viel wert, als in diesem Rant erzählt zu werden.
Das Resultat war: code-x.
So heißt seit 20 Jahren unsere Agentur. 1996 gegründet, seit Mai 2000 mit Sitz in Paderborn und beileibe nicht unsichtbar.
Im Februar 2017 werde ich mit der Agentur wieder in den Technologiepark ziehen, wir freuen uns auf neue Nachbarn, ein neues Klima, neue Räume und neue Sichten. Bis dahin vergehen aber noch ein paar Monate, denn erst vor wenigen Tagen war Richtfest. Und darüber berichtete der Qualitätsjournalismus Lokaljournalismus.
Dir Firma aXon schreibt sich anders, als in dem Artikel erwähnt. Passiert mit unserem Namen auch oft. Die Kleinschreibung nehmen manche nicht ernst, schieben die Verantwortung und Schuld dann sogar auf die sie wohl entmündigende Autokorrektur Ihrer Herrschersysteme. Es entstehen Verfremdungen wie CodeX, Code-X oder codeX.
Oder, wie weiter unten zu lesen, weiß ja auch der Duden viel besser, wie man unsere Namen schreibt.
Das kitzelt uns, mehr aber nicht.
Heute hat die Neue Westfälische in Paderborn aber oben zu sehenden Fäkalfehler veröffentlicht. Und seit heute morgen um 7:30 Uhr bin ich fassungslos.
Inwiefern sich das für code-x auswirkt, überlasse ich bis auf weiteres eurer Fantasie und dem Geschick Fortunas. Mal sehen.
Aber was mich und viele andere wirklich sprach- und ratlos macht, sind Fragen wie:
- Wie um Himmels Willen kann das passieren?
- Wie kann da noch irgendjemand den Anspruch auf redaktionelle und prozessuale Qualität erheben?
- Ist das irgendwie anders zu erklären, als durch Dilettantismus oder sogar blanke Absicht?
Nun ist das alles nur wenige Stunden her und für mich fühlt es sich noch so an, wie gerade erst angefangen, noch lange nicht zu Ende erzählt.
Vielleicht hätte man es neben zwei, drei Posts im Social Web auch dabei belassen sollen
Wenn dich etwas ärgert, ist es oftmals ratsam, das flott wegzuatmen, durch dich durchziehen zu lassen, dem Ärger nicht die Macht zu geben.
Ein bisschen Yoga, ein wenig Zazen oder ein schlichtes kühles Bier. Dann: Haken dran. So hätte das vielleicht kommen können.
Die Neue Westfälische legte aber bereits nach und stellte unter Beweis, dass dort auch online große Talente walten und schalten. Als mir ein Mitarbeiter eben folgenden Kurzdialog auf Twitter zeigte, verstummte sogar meine Sprachlosigkeit.
Wie oben bereits gesagt: Es fühlt sich an, wie noch nicht zu Ende erzählt.
Diese lächerliche und peinliche Reaktion der Redaktion empfinde ich als absolute Frechheit, das wirkt auf mich ungebremst arrogant und überheblich. Doch die von mir wahrgenommene Ignoranz ist das, was mich zuletzt aus der Fassung bringt.
- Wen oder was nehmen die denn bitte schön noch ernst?
- Wer oder was sitzt denn da an den Tastaturen?
- Macht die Neue Westfälische sich tatsächlich über den regionalen Mittelstand lustig und merkt es am Ende nicht einmal?
Nein, dass kann und will ich nicht wegatmen.
Also wähle ich eine andere Strategie: Ich trete einen Schritt zur Seite, dissoziiere und schaue mir das aus bestenfalls unbeteiligter Distanz an. Ich werde zum Zuschauer des nächsten Aktes der Erzählung, in dem täglich immer sichtbarer wird, warum Qualitätsjournalismus und Lokaljournalismus immer weniger gemeinsam haben, außer am Ende ein paar Buchstaben.
Sofern sie richtig geschrieben werden.
Und das ist ja schon schwierig genug.
[ EDIT // nachträglich ergänzt // 26.8.2016 14:15 Uhr ]
Der Leiter der Redaktion der Neuen Westfälischen hat mich nach Mittag angerufen, sich in aller Form entschuldigt, sowie eine Richtigstellung in der morgigen Ausgabe angekündigt.
Ein ehrliches und gutes Gespräch.
Fazit: Haken dran.
Was bleibt, ist ein wunderbares Fallbeispiel zu vielerlei Themen rund um die alten und neuen Medien.
Ein Kommentar
Nebenbei bemerkt: ich halte es ebenfalls nicht für besonders kreativ, einen Ort, der am Stadtrand bzw. der angrenzenden Paderborner Hochfläche liegt, mit „Paderborn Valley“ zu bezeichnen, bloß weil er mit IT-Unternehmen zu tun hat. Wenn der Autor ihn beispielsweise mit „IT-Workspace zur Höhe“ bezeichnet hätten oder mit „Neuer Ort für Silizium und Findige“, wären Englisch lernende Viertkläßler nicht auf Abwege geführt worden, was sich denn hinter „valley“ verbirgt.