Es gibt viel mehr, als Marathons zu laufen oder Marathons doof zu finden.

In seinem Beitrag Über mich statt Über-Ich auf zeit.de schreibt Manuel J. Hartung über uns Läuferinnen und Läufer, Facebooker und Blogger. Er zeigt auf, dass er wenig Verständnis für uns hat. Muss er ja auch nicht. Und es liest sich so, als ob er uns nicht mag. Muss er ja auch nicht.

Die Reduktion aller Läuferinnen und Läufer auf genau nur einen ihn nervenden Typus sowie die gruselige und bemüht kreative Verwurstung von Siegmund Freuds zentraler Theorie tragen ihren Teil dazu bei, dass mein Eindruck zum Ende des Artikels folgender war: Der Autor sitzt blass vor seiner Tastatur und saugt andere aus. Weil selber blutleer. Ein Vampir, der nur durch das Leben anderer lebt. Dafür braucht er uns.

Sein Artikel in drei Worten: ‚Ich, der Autor‘.

Wer schon 207-mal in seinen Posts „Ich“ gesagt hat, sagt dann irgendwann „Du“, obschon er „Ich“ meint: „Danke für Deine Unterstützung, Heinz/Hugo/Hildegard“ (gleich: Unterstützungsklatscher, Mitläufer, Ehepartner). In Wahrheit dankt ein Marathonläufer niemandem, er gratuliert sich selbst.

So also schreibt wohl einer, der überhaupt keine Ahnung davon hat, wie die Amerikaner denken und wählen. Somit startet der ganze Beitrag mit einem riesengroßen Irrtum.

Wenn am 6. November mit dem New-York-Marathon der letzte große Massenlauf vorbei ist, ist in meinem Facebook-Feed wieder Platz für die wichtigen Themen dieser Zeit: Clinton, Klima, Katzenbilder.

Nun aber endlich zu mir:

Ich laufe leidenschaftlich gerne, bin dieses Jahr 49 geworden, ich war noch nie so fit, es ging mir körperlich noch nie so gut, und ich bin in diesem Jahr meinen ersten Marathon gelaufen. In Köln.

Und ich habe all das auf Facebook getan, was der o.g. Beitrag von Hartung beschreibt und kritisiert. In großem Umfang habe ich von mir geschrieben und gegeben.

Ich bin also ein schwerer Fall von MÜMs.

Ich bin absolut einverstanden damit, dass es neben uns Läuferinnen und Läufern und neben all denen, die uns bei der Vorbereitung und dann später am Streckenrand mit Leib und Seele unterstützen, eine dritte Gruppe gibt, zu denen offenbar der Autor gehört: Die Gruppe der Menschen, die mit dem ganzen Gerenne und dem Gerede darüber nichts anfangen kann.

Ich wünsche all denen, die mit dem Laufen, den Läuferinnen und Läufern, die sich sichtbar machen, nichts anfangen können, ja denen wünsche ich von Herzen, dass sie ihre ganz eigene Leidenschaft finden. Bestenfalls eine gesündere Leidenschaft, als herablassend über die zu schreiben, die sie nicht verstehen und die die Dinge anders bewerten als sie selbst.

Ich bin betroffen. Vom Ego des Autors.

Der Beitrag von Manuel J. Hartung ist populistisch, nicht lustig und herablassend.

Offenbar hat Trump gewonnen.

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