Es ist Winter
Heiligabend 2015. Es dämmert.
Die Familie feiert. Er flieht mit dem Rad.
Vater flieht.
Zur einsamen Hütte, hinter dem Wald.
Voller Hast, ohne Geduld.
Im Wald. Er fällt.
Ellbogen, Knie, Schulter.
Liegt still. Kalt. Alles still. Auf der Erde.
Nach der Stille kommt das Leben zurück.
Steht auf. Licht verloren. Dunkelheit.
Geht langsam weiter. Schiebt das Rad nun. Im Wald. Weiter. Waldrand. Erreicht die Hütte.
Betritt die Hütte und fühlt absolute Leere. Absolut willkommene Leere.
Nimmt die Leere in sich auf und ruht.
Draußen Schmilzt der Schnee.
Epilog
Wenige Wochen später erzählt er seine Geschichte ein paar Freunden. Januar 2015. Er erzählt von Flucht, Kälte, Dunkelheit, Sturz und Leere.
Er erzählt in aller Ruhe. Sehr erfüllt.
Einer seiner Freunde ist Blogger und bittet ihn, die Geschichte im Blog erzählen zu dürfen.
Er sagt „Ja“.
Ein paar Tage später erscheint irgendwo im Internet ein Beitrag mit dem Titel
Die Erfahrung der Leere zur Vorbereitung der Fülle
Der erste Satz lautet:
Es ist Winter.
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Und das ist einer der größten Tage im Leben – wenn ein Mensch anfängt, die Leere, das Alleinsein, das Nichts zu genießen, denn danach wirst du dein ganzes Leben immer bewusster leben können.
Und eines Tages, als sie im Schatten weisser Pappeln sassen, sagte einer seiner Schüler zu ihm: Meister, die Zeit bereitet mir Angst; sie geht über uns hinweg und beraubt uns unserer Jugend. Und was gibt sie uns statt dessen zurück?
Er antwortete: Nimm eine Hand voll guter Erde! Findest du darin ein Samenkorn oder einen Wurm? Wäre deine Hand groß genug und hättest du genug Ausdauer, so könnte der Samen zu einem Wald werden und der Wurm zu einer Engelschar. Vergiss nicht, dass die Jahre, welche die Samen in Wälder verwandeln und die Würmer in Engel, ein Teil des Heute sind wie alle Jahre.
Und was sind die Jahreszeiten anderes als eure wechselnden Gedanken: Der Frühling ist das Erwachen eures Herzens und der Sommer die Entdeckung eurer eigenen Fruchtbarkeit. Und ist nicht der Herbst eure Vergangenheit, die dem Kind in euch ein Wiegenlied singt? Und sagt mir, was ist der Winter anderes als ein Schlaf, reich an Träumen aller anderen Jahreszeiten!
(Khalil Gibran)