Banja-Sauna im Ishara – Aufguss mit echt besonderem Genuss
Heute, am letzten Osterfeiertag wollten wir als Familie den Tag am im Wasser verbringen. Aber es sollte echt mal was anderes sein, als die greise Schwimmoper und die altbekannte Westfalen-Therme.
Nach einer kurzen Rundfrage auf Facebook war klar, wo die Expedition heute hingehen könnte: H20 in Herford, Ishara in Bielefeld, Bali-Therme in Bad Oeynhausen, Wesertherme in Bad Karlshafen, Die Welle in Gütersloh oder sogar ins Mediterana in Bergisch-Gladbach? Das hat man davon, wenn man fragt.
Die Entscheidung fiel auf die Bali-Therme, die Fotos im Web versprachen viel. Kurz noch ein obligatorischer Preisvergleich und: Korrektur! Wir fahren nach Bielefeld ins Ishara. Kostet knapp die Hälfte. Und soll auch wohl für die Kids die bessere Wahl sein.
55 Euro kostet die Familientageskarte inkl. Sauna, so steht es im Web. Vor Ort sollte ich dann aber 60 Euro bezahlen, neue Preise, so die nette Dame an der Kasse. Ich hatte keine Lust auf Streit und bezahlte. Wir kamen schließlich in friedlicher Absicht.
Auf dem Hinweg hatten Sandra und ich uns noch kurz darüber unterhalten, warum in Saunabereichen Smartphones unbeliebt geworden sind – wir hatten erfahren, dass es in der Schwimmoper zu heftigen Diskussionen gekommen sei. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass jedes Smartphone auch eine Kamera hat, geht jedem dann aber schnell ein Blitzlicht auf: Die allermeisten Menschen in Saunabereichen sollten echt nicht fotografiert werden.
Wir also mit den Kids rein ins Ishara und der provinzielle Ostwestfale in mir staunt maßlos: So viele Ecken, Becken, Bereiche, Sprudel, Winkel, Düsen, Passagen, Bereiche und so weiter kennen wir nicht. Das geht also, wenn man Paderborn verlässt. Krass.
Wir genießen die beeindruckende und saubere(!) Vielfalt. Wir teilen Wasser, Luft und Becken mit vielen anderen, aber es ist alles andere als zu voll. Wirklich sehr angenehm. Lebhaft wie chillig, entspannend wie aufregend.
Sehr gut.
Im Wasser schwitzt man nicht
Erfreulicherweise haben unsere Kinder Spaß an Sauna, Entspannung und Konsorten. So geht es nach zwei Stunden Liegen, Toben und Tauchen im Wasser hoch in den Saunabereich. Raus aus den Klamotten und das nackte Vergnügen erkunden.
Sandra hat da bereits Vorsprung und den ersten Aufguss hinter sich und beschreibt diesen als eine Saunaerfahrung ihres Lebens. Aha?! Sie sagt, dass wir um 19:00 Uhr unbedingt zusammen zu Jens müssen. Ich habe ein Date.
Aber das dauert noch. So gehe ich zunächst in einen anderen Aufguss. Der kann zwar an Sandras Superlativ nicht heranreichen, war aber lustig genug, als dass ich ihn eben auf der Rückfahrt beifahrerseitig via Facebook teilen musste:
Kurzum: Es ging uns da richtig gut. Die Kids hatten die Höhlensauna für sich entdeckt, und entgegen aller klugscheißenden Kindheits- und Jugendvergesser liegen die beiden sogar auch einfach mal gerne auf Liegen rum und genießen es, genau nichts zu tun.
Die Uhr tickte gen 19:00 Uhr.
Das wann dann Schlag Sieben startete, ist der eigentliche Grund, warum ich jetzt noch gegen Mitternacht auf dem Sofa blogge anstatt längst die 5. Folge der 2. Staffel von Daredevil zu gucken.
Um 19:00 Uhr kam Jens. Und ich lernte Banja kennen.
Die Sauna wurde zum heißesten Hörsaal Bielefelds. Jens kam, brachte Banja mit, und erklärte uns mit Herzblut und Freude, was auf uns zukam. Währenddessen rannte er raus und rein, füllte den auf dem Ofen stehenden Eimer mit Eiswasser nach, erklärte immer noch und legte los: Er nahm zwei dichte Birkenbüschel (ohne Pollen) in die Hände, tauchte diese in den Eimer und besprühte uns mit der verdünnten Birkenbrühe.
Nebenbei erzählte er uns in aller Ruhe, dass unten auf dem Boden ja 40 Grad herrschten, oben unter der Decke 100 Grad brodelten, und dass sein Hut ihm daher dabei half, den Unterschied zwischen Fuß und Kopf auszugleichen. Damit der Körper nicht zu sehr verwirre. Ich notierte innerlich: Saunahut kaufen.
Richtige Aufgießer peitschen mit einem nassen Handtuch, echte Banja-Aufgießer erledigen das mit ihren beiden Birkenbüscheln. Heiße Scheiße. Die Zweige besorgten es uns.
Nach drei Durchgängen kam die vorab angekündigte Pause. Endlich. Alle raus. Jeder kurz auf eine Orangenscheibe gebissen. Alle wieder rein. Pause vorbei. War was?
Jens hatte uns im Griff, es war ein bis in die Poren beeindruckender Spaß, aber noch nicht vorbei. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon für mich festgemacht, etwas wirklich herausragendes zu erleben und ließ Jens wissen, dass ich in diesem Augenblick mein Osterferien-Highlight erlebte und später noch darüber bloggen würde. (Den Paderborner Osterlauf hatte ich mal eben flott ausgeblendet. Der Beitrag ist aber auch schon halb fertig. Noch ein paar Kilometer.)
Erinnert ihr euch noch an das Thermometer-Foto oben?
Jens bat nun die Saunaopfer in der ersten Reihe sich vorüber zu beugen, denn jetzt kam das Klopfen. Eines jeden Rücken wurde ausgiebig mit den Birkenbüscheln ausgeklopft, mit vielen Schlägen, mit liebevoller Härte. Jens in seinem Element. Ein beherzter letzter Schlag kündigte an, dass der nächste dran war.
Bow down
Als die erste Reihe durch war, musste diese Platz machen. Raus oder nach oben. Jetzt mussten durften wir runter und uns beugen. Ich sage Euch: Ein Genuss! Und wenn es eigentlich nichts besonderes ist, dann hat Jens etwas besonderes draus gemacht.
Alle waren geschlagen und das feurige Finale bestand darin, dass Jens die beiden Büschel erneut tief in den Eimer tauchte und die restliche Brühe auf den Ofen träufte. Immer wieder. Einhundert Grad. Finale.
Ich hatte noch genug Atem um Jens zu fragen, ob es für ihn als Aufgießer eigentlich besonders anstrengend sei, in der Hitze auch noch Erzähler, Gießer, Wedler, Klopfer und Aufpasser zu sein. Habt ihr euch das nicht auch schon oft gefragt, wie die das schaffen, während ihr in der Hitze nur sitzen und schwitzen müsst und trotzdem unmittelbar vorm Kollaps steht?
Jens antwortete so: Zack hatte ich die Büschel in den Händen, er lag vornübergebeugt vor mir und bat mich, ihn zu schlagen. Jetzt war ich der Klopfer. Unten 40 Grad. Oben 100. Ich oben.
Ein letzter kräftiger Schlag, Jens bedankte sich bei mir und verließ die Sauna. Ich atmete schwer. Fertig. Endlich raus?
Sandra bat mich zum ersten Mal, sie zu schlagen.
Die Hölle ist heiß.
Das Leben schön.
Weil es Typen wie Jens gibt, die ihres mit Herzblut und Hingabe machen.
Und das jeden Tag. Immer wieder.
Ich verbeuge mich.
5 Kommentare
Ich habe den tag genauso genoßen wie ihr. Es war mir ein großes vergnügen euch bespaßen zu dürfen und eure lust auf neues anzuheizen. Vor allem wenn ihr es noch in so schöne worte fast. ;-) :-D
Jens ist klasse! Aber wie ist das Selfie in der handyfreien Zone entstanden???
Fragen hilft, Brigitta. Dann geht viel. ;)
Jens, wir kommen definitiv nochmal.
Fragen hilft brigitta ( „unbekannter weise“) man muss sich nur trauen . Es war ja auch sichergestellt das nichts und niemand gezeigt wurde der damit nicht einverstanden war.
Bei dem verbot geht es ja vor allem darum zu verhindern das nacktaufnahmen ins netz gelangen ohne das die betreffenden personen dies wissen und wollen, sowie das die anderen gäste durch handyklingeln und laute gespräche per handy belästigt werden.